8/25/2022

KATE BUSH: UNDER THE IVY (Biografie)

Sie bekam unzählige Filmangebote für Horrorfilme, in einem sollte sie eine Vampirin spielen: Wie wunderbar wäre eine solche Hommage an ihre Lieblingshorrschmiede "Hammer Horrors" wohl geworden? Zumindest viele ihre Videos sind in dem "Black Park"-Wald vor Windsor gedreht worden, wo viele Hammer-Filme entstanden, einen Song hat Kate Bush auch darüber geschrieben und in dem dazugehörigen Video ist all das zu erkennen, was ihr wichtig ist und was der Presse je wichtig über Kate Bush war: Ihre Leidenschaft für den Tanz, den Ausdruck, die Sinnlichkeit, die Literatur, die Stimmenvariation, das Düstere, die Verkleidungen, den Humor und genau all das wurde ihr oft zur Last gelegt - Bush sei viel zu affektiert, übertrieben und wolle alle Künste zwanghaft in sich vereinen:



Wer jedoch glaubt, dass die immer als mysteriös gebrandete Sängerin ihre Inspiration nur aus Abseitigem oder Mythischem zog, täuscht sich: Sie liebte auch triviale Fernsehserien oder ganz und gar Albernes wie die Muppets. All das erfahren wir aus der großartigen Biografie "Under the Ivy" von Graeme Thompson. Schon früh wurde sie jedoch wegen all dem wenig fassbaren in der damaligen Pop-Branche zum Zielobjekt der bissigen britischen Presse und der bösen Persiflage, die sie in der Sendung "Not the Nine O'Clock News" einmal so veralberte:


All diese Interessen und Leidenschaften zu vereinen, war neu für eine Künstlerin, die Ende der 1970er Jahre sehr selbstbewusst (was ihre Kunst anging) und zugleich schüchtern (was ihr Umgang mit den Medien anging) auftrat: Man verstand Kate Bush einfach (noch) nicht. Heute bezieht sich eine Heerschar von Sängerinnen auf sie, sei es Björk, Bat For Lashes, Tori Amos: Everybody rips off Kate Bush...

Ihr Perfektionismus wurde ihr jedoch bei Live-Auftritten zum Verhängnis: Bisher hat Bush nur eine Tournee absolviert, ihre "Tour of Life", die für sie zur "Tortour of Life" werden sollte: Das war 1979 und seitdem hat sie keine Bühne mehr für eine Tournee betreten. 2014 sollte sich das ändern, denn sie spielte gleich einige Konzerte in London. Vielleicht hat sie von vielen Ansprüchen von damals Abstand genommen, den schwierigen Choreographien beispielsweise. Andererseits kann sie viel leichter ihr Faible für Technik und Visuals einsetzen, was Ende der 70er noch extrem kompliziert war. Und kaum beruhigen wir uns mit der Aussicht, dass ihr doch noch nun viele Strapazen erspart bleiben, lesen wir das: "Kate Bush spent days in flotation tank preparation for her shows at Hammersmith Apollo". Da ist sie also wieder: Die Künstlerin, die immer zu überraschen weiß und an ihre Grenzen geht. Die größte aller Überraschungen besteht jedoch darin, dass sie tatsächlich wieder live auftritt, denn dies hielt nicht einmal ihr Biograph Thompson für möglich und diesem Mythos der verschwundenen Frau wurde gar ein Roman gewidmet: "Warten auf Kate"...

Kate Bush hat stets ihr "Elfen"-Image gehasst, sie wollte nie als "zart" angesehen werden: Im Gegenteil, in vielen ihren Songs betont sie ihre "Männlichkeit" und wollte ihrer Stimme, die oft als zu quietschend abgetan wurde "mehr Eier" verleihen (Wer hätte gedacht, dass Kate und Kahn so viel gemeinsam haben?). Also experimentierte sie mit ihrer Stimme dafür - Für den Song "Houdini" trank sie vor der Aufnahme einen halben Liter Milch und aß zwei Tafeln Schokolade, um ihrer Stimme mehr "Rotz und Dreck" zu verleihen, wie Graeme Thompson in seiner Biografie verrät.

Doch auch technisch war sie immer experimentierfreudig und war fasziniert von Sampling Synthesizern. Das Instrument änderte ihre Sicht auf Musik komplett und sie war begeistert von der Möglichkeit, Klänge so übereinander zu schichten, wie sie es letztendlich mit all ihren Ideen, Interessen und Inspirationen tat. Kate Bush nennt dies "Nostalgie mit den Mitteln der Zukunft erkunden". So entstand auch ihr Meisterwerk, ein Lied das zugleich nostalgisch und futuristisch klingt - "Running up that hill"...


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