11/22/2015

CHEATAHS

Strahlenden Shoegaze und stürmischen Noiserock schreien die Cheatahs aus London regelrecht aus sich heraus und gehen dabei mit einer derartig mitreißenden Leidenschaft zu Werke, das der Hörer schwindlig-glücklich zurück gelassen wird.
Die vier Bandmitglieder haben ihre Basis zwar im multikulturellen London, doch auch die Gruppe selbst zerfällt in verschiedene Nationen: England, Kanada, Deutschland und Amerika. Das Prinzip von verschiedenen Einflüssen schichten die Cheateahs dann auch in ihren Songs auf- und ineinander und verweben so flirrende Gitarrenklänge mit rhythmischem Noiserock. Ihre Interpretation des Shoegaze orientiert sich dabei weniger an ätherischen Vorbildern, sondern rückt wieder zu Unrecht vergessene 90er-Jahre Bands wie Drop Nineteens in den Fokus oder erinnert an die raue Schönheit der Anfangsjahre von My Bloody Valentine. In Ermangelung einer Schublade, die diese Musiker sprengen, wird sie auch eine Dreamgazepunkband genannt und ja, der sperrige Begriff trifft es ganz gut. Neben den kraftvollen und rotzigen Tracks, schimmert es ab und an auch sehr strahlend wie bei dem funkelnden »Murasaki« oder erhebt einen wie »Colorado“ in sphärische Lärmgewitter oder man wird einfach wie bei dem einpeitschenden »Su-pra« schwindlig gespielt. Das zweite Album dieser nach Freiheit drängenden Band wurde nach Roland Barthes kultursemiotischem Werk »Mythologies« benannt und man wird das Gefühl nicht los, dass die Cheatahs darauf die Mythen des Shoegaze ausloten, wobei das hier meint – die Botschaft des Genres – und die ist laut und deutlich: Spielerische Freiheit sprengt jedes musikalische Korsett!
(Kerstin Kratochwill für INTRO, Nr. 273 | November 2015)

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…
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