Es gibt eine Weiße, eine Rote und nun nach 22 Jahren Wartezeit eine Blaue, die man sich ins Regal stellen kann: Shoegaze-Fans wissen, dass es sich bei dem Farbenspiel nur um das neue Album der Lärmpioniere MY BLOODY VALENTINE handeln kann. Den jährlichen Versprechungen von Mastermind Kevin Shields hatte schon längst keiner mehr geglaubt, aber gestern Nacht um 0:00 Uhr war es soweit und nun ja, eine weitere Verzögerung gab es dann doch wieder: Der Server krachte zusammen, denn der Ansturm auf das Download-Angebot war zu groß. Inzwischen kann man aber das neue Werk, schlicht und schön "m b v" betitelt, anhören und es schließt nahtlos an das (rote) Meisterwerk "Loveless" an. Wo sind die 21 Jahre dazwischen nur hin? MY BLOODY VALENTINE sind sich treu geblieben, sie biedern sich nicht an aktuelle Strömungen an, katapultieren einen vom ersten Ton an zurück ins warme Shoegaze-Gefühl der 90er Jahre und es scheppert kompromisslos wie vom ersten (weißen) "Isn't Anything"-Album vor sich hin. Der "sublime opening track" (Stereogum) "She found now" erinnert ein wenig an die Solo-Sachen, die Kevin Shields für den Soundtrack von "Lost in Translation" gemacht hatte, während der zweite Song sofort wieder dafür sorgt, sich in Sängerin Bilinda Butcher zu verlieben: "Only Tomorrow" klingt nach einem sich drehenden Kinderkarussel in der Abendsonne, das sich immer wieder lustvoll gefährlich nach oben schraubt und einen verblüfft seine fliegenden Füße im Himmel anstarren lässt: "Guess I got my feet in the sky, and I wonder why...". Dazwischen erklingen aber auch relativ poppige Perlen wie "New You", das sich als Single aufdrängt und altbekannte Lärmgewitter wie "Wonder 2", die MY BLOODY VALENTINE zu der wohl unvergleichlichsten Band der Welt machen... Wir hören in Ehrfurcht die nächste Zeit nichts anderes als das hier:
Ein kleines groß bewaldetes Land, in dem sich noch ungestört viele Rehe, Füchse und Schneehasen tummeln können, ist wie geschaffen für den traumverlorenen und entrückten Sound einer Band wie PIA FRAUS. Seit 1998 verzaubern die Estländer mit ihrer ganz eigenen Mischung aus Dreampop und Shoegaze der alten Schule, die oft an Bands wie PALE SAINTS oder auch CHAPTERHOUSE erinnert. Ihr Name ist dabei verräterisch, denn "Pia Fraus" bedeutet "frommer Betrug", eine Täuschung oder Verheimlichung der Wahrheit in guter Absicht, für höhere und sublimere Zwecke. So klingen ihre Gitarren nicht wie normale Gitarren, sondern sind verzerrt und verhuscht wie im Traum. Ihre Musik flirrt wie Licht zwischen Waldbäumen und schmeckt immer nach einem süßen und himmlischen Melodiebogen. Nach 15 Jahren Bandbestehen ist es nun für sie an der Zeit, eine Art "Best Of" namens SILMI ISLAND herauszubringen, die alle strahlenden Songs und versteckten Perlen - wie zum Beispiel ein MY BLOODY VALENTINE-Cover - auf einem Album vereint. Dabei steht der Song "Mooie Island" wohl exemplarisch für PIA FRAUS: Ein Lied, das einem in seinem melancholischem Optimismus, fast das Herz zuschnürt, so schön ist es. Es bleibt eigentlich nur, sich diesem Zitat anzuschließen: "These are the sorts of songs that teenage dreams live and die on." (All Music)